Jeder hat bestimmte Vorstellungen davon, wie man leben sollte. Dies sind Wertvorstellungen oder Normen, die wir verinnerlicht haben. Wer diesen Werten entspricht, ist „gut“, wer ihnen zuwiderhandelt, ich „schlecht“. Ihren Ursprung haben die Vorstellungen in der Kindheit.
Typischerweise werden etwa folgende Denk- und Verhaltensweisen als positiv eingestuft:- anderen helfen- selbstbewusst sein - fleißig sein - pünktlich sein - nett und freundlich sein |
Ist es aber erstrebenswert, sich immer nur nach den guten oder positiven Verhaltensweisen zu richten? Kann es nicht manchmal sinnvolle Gründe dafür geben, dass jemand nicht pünktlich ist oder Ursachen, die man nicht zu verantworten hat? Kann man immer anderen helfen und deren Wünsche erfüllen? Was ist dann mit eigenen Bedürfnissen und Wünschen? Sollte man immer fleißig sein, egal, um welche Arbeiten es geht, egal ob diese wichtig sind? Sollte man ein braver, lieber Arbeitsroboter sein, der alle Anweisungen ausführt?
Sie sehen, dass die positiven Verhaltensweisen – das, was man typischerweise mit einem guten Menschen assoziiert – nur in einer gewissen Dosis hilfreich sind. Es gibt Situationen, da ist es hilfreich, fleißig und pünktlich sein. Es gibt aber auch Situationen, da sind genau diese Verhaltensweisen nicht sinnvoll, weil sie zu einer Vernachlässigung eigener Wünsche und im Extremfall zur Selbstaufgabe führen. Somit sind Menschen nicht gut oder schlecht, sie vereinen Eigenschaften beider Seiten in sich und verhalten sich je nach Situation mehr oder weniger positiv. Genau diese Mischung entspricht einer gesunden psychischen Reaktion auf Lebensereignisse. Jede Extremisierung aber – der Versuch, immer nur gut zu sein oder ständiges negatives Verhalten – schwächt eine Person und kann soziale Beziehungen schädigen. |