Viele kämpfen in einer Beziehung um den anderen. Darum, dass er sich überhaupt auf eine Beziehung einlässt oder dass er in der Beziehung bleibt. Das Wort „Kämpfen“ hat dabei nicht nur etwas Martialisches, es zeigt auch auf, dass in diesem Fall oft die Verhältnismäßigkeit verloren geht. |
Wer um jemanden kämpft, der gibt vielleicht mehr als gut wäre, der vernachlässigt eigene Bedürfnisse und macht zu viele Zugeständnisse. Ein typisches Beispiel sind Affären des Partners, sodass der (betrogene) Partner dann mit der Affäre in Konkurrenz steht. Es resultiert ein Kampf, der Betrogene will den Partner nicht verlieren, die Affäre hofft auf eine Trennung, um den andern ganz für sich zu haben. Diese Situation macht denjenigen, um den gekämpft wird, zum eigentlichen Gewinner – er wird von beiden Seiten umgarnt und umworben. Der betrogene Partner und die Affäre sind hingegen in dieser Dreierkonstellation die Verlierer, weil keiner das bekommt, was er sich wünscht – oder erst nach langem Kampf. Zurück bleiben Enttäuschungen und ein Verlust der Selbstachtung, der noch lange in Erinnerung bleibt.
In diesem Kampf werden Ressourcen eingesetzt, man macht Zugeständnisse, die man eigentlich nicht möchte, man verliert eigene Ziele aus den Augen. Zu große Kompromisse und zu viele Zugeständnisse lassen den Partner die Achtung verlieren; er merkt, dass da jemand nach seiner Pfeife tanzt, was keine gute Basis für eine gleichberechtigte und glückliche Beziehung ist. Wie weit jemand gehen möchte, wie lange und intensiv man um eine andere Person kämpft, ist jedem selbst überlassen. Es ist in diesen Phasen des Aufgewühltseins und der ständigen Alarmbereitschaft aber wichtig, sich in einem ruhigen Moment darüber klar zu werden, was man konkret möchte, welche eigenen Ziele und Vorstellungen man umsetzen möchte und ob es realistisch ist, dass dies auch gelingt. Oft müssen diese Fragen verneint werden und dann ist es besser, den Kampf aufzugeben, kurzfristig zu verlieren, aber mit einem anderen Partner ein neues, unbelastetes und unbeschwerteres Glück zu finden. Liebeskummer und Verlustängste sind keine guten Berater. Diese Gefühle führen zu unüberlegten Handlungen, die man später bereut. Es sind aber Gefühle, die trotz ihrer Intensität nur eine gewisse Zeit lang anhalten und dann die Möglichkeit geben, einen besseren Weg einzuschlagen – ohne Kämpfe. |