Woher kommt das Wort „affektiv“?
Der Begriff "affektiv" kommt vom lateinischen Wort "afficere". Dies bedeutet erfüllen, ausstatten oder versehen und wird verwendet, wenn ein Gegenstand behandelt wird (z.B. einen Stein hauen). Afficere steht somit für Veränderungen, die von außen erfolgen oder von äußeren Faktoren hervorgerufen werden. Im übertragenen Sinn wurde das Wort zur Beschreibung von Stimmungen angewendet. Es gibt an, dass jemand beeindruckt oder in eine Stimmung versetzt wird.WERBUNG
Sprachforscher sehen einen zweiten Ursprung im griechischen "pathos", was für Leidenschaft und Leiden steht. Griechische Philosophen nutzen das Wort, um Gefühlsregungen zu klassifizieren. Platon unterschied die Kategorien Begierde, Furcht, Lust und Leid. Aristoteles differenzierte elf Affekte, u.a. Neid, Liebe, Hass und Eifersucht. Wie Sie sehen, sind dies intensive Gemütszustände und keine einfachen Launen oder sanften Stimmungsschwankungen, Ein Affekt ist stark und auffällig. Im Deutschen wird daher seit dem 16. Jahrhundert mit "affektiv" eine heftige Veränderung der Gefühle gemeint.
Die heutige Bedeutung von „affektiv“
Die heutige Bedeutung des Wortes "affektiv" orientiert sich an der seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlichen Definition als "heftige Gefühlsregung". Die Annahme ist, dass es eine Grundstimmung gibt. Diese Grundstmmung erleben Sie, wenn Sie Ihren normale Alltagsaktivitäten nachgehen und nichts Außergewöhnliches passiert. Der Affekt ist im Vergleich zu dieser Grundstimmung durch eine auffällige Quantität und eine Akzidenz gekennzeichnet. Quantität meint das Ausmaß der Veränderung. Sie erleben einen Affekt (z.B. Eifersucht, Wut) deutlich und es wird eine große Abweichung zur vorherigen Grundstimmung erlebbar. Wenn Sie Wut erleben, ist dies keine zarte, unauffällige Empfindung, sondern die Wut ist mit viel Leidenschaft verbunden; sie fühlt sich stark an.Die Akzidenz meint das nicht Wesentliche. Wenn Sie wütend oder eifersüchtig sind, verändert sich nicht Ihr komplettes Verhalten. Sie werden durch den Affekt nicht zu einem anderen Menschen, denn nur einige Verhaltensweisen ändern sich temporär (vorübergehend). Ist die Wut vorbei, beruhigen Sie sich wieder. Dies meint die Akzidenz der Erregung - die affektive Veränderung hält nicht ewig an und ist nicht von Dauer.
Im Alltag wird der Affekt mit einer Emotion oder dem Wort emotionell/ emotional (gefühlsbetont) gleichgesetzt und als Gegenpol zu "kognitiv" verwendet. Kognitionen sind Gedanken und Rationales. Wer Stimmungsschwankungen hat, ist affektlabil.
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Affekte in der Psychologie
In der Psychologie wird der Begriff "affektiv" unterschiedlich verwendet, etwa als Synonym für Gefühle oder eine Stimmung. Die Psychologie unterscheidet Primäraffekte und Sekundäraffekte. Erstere sind angeboren. Selbst kleine Kinder zeigen diese Gefühlsausdrücke: Verzweiflung, Freude, Wut, Ekel, Furcht, Interesse und Überraschung. Wenn Sie beispielsweise überrascht werden, reagieren Sie sofort und instinktiv. Dieses Gefühl müssen Sie nicht lernen.Erst gegen Ende des ersten Lebensjahres erlernen Kinder die Sekundäraffekte. Dies sind Schuld, Scham oder Verachtung. Um sich zu schämen, müssen Kinder ein Gespür für richtiges und falsches Verhalten haben. Dies ist nicht angeboren, sondern wird durch andere (z.B. Eltern) vermittelt.