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Dienstag, 4. August 2015

Als Psychologe in einer Reha-Klinik arbeiten

Psychologen unterstützen Patienten in der Rehabilitation und vermitteln nützliches Wissen.

Nach dem Psychologie-Studium stehen dem jungen Psychologen viele berufliche Möglichkeiten offen. Eine davon ist die Tätigkeit in einer Reha-Klinik. Welche Aufgaben haben Psychologen in der Rehabilitation und warum ist eine psychologische Beratung auch dort wichtig? Ich selbst arbeite in einer orthopädischen Klinik und möchte einen kurzen Einblick in meine Tätigkeit geben. Zu meinen Aufgaben gehören Beratung, Diagnostik, Entspannungstrainings und Seminare.

Wer meine Patienten in der Reha-Klinik sind

Seit zwei Jahren arbeite ich nun in einer orthopädischen Reha-Klinik, in der Patienten mit chronischen Schmerzen oder zur Nachbehandlung nach einer Operation therapiert werden. Viele haben etwa eine Prothese für ihr Knie oder die Hüfte erhalten, was aufgrund einer Arthrose notwendig war. Andere leiden unter Rückenbeschwerden oder Bewegungseinschränkungen der Schulter. In letzter Zeit wurden zudem nicht wenige junge Patienten behandelt, die nach Sportverletzungen eine Kreuzbandplastik erhalten haben. Ziel der Rehabilitation ist es, den Patienten wieder fit für den Beruf zu machen oder zumindest das Schmerzerleben zu verringern. Das Ergebnis der Rehabilitation kann auch sein, dass der Patient nicht mehr voll erwerbsfähig ist und dann eine halbe oder volle Rente zur Erwerbsminderung beantragt wird.

Berufe in der Rehabilitation

Die Therapie in der Rehabilitation ist ganzheitlich orientiert. D.h. es werden zahlreiche Bereiche der Gesundheit angesprochen. Bei einer Reha denkt sicherlich jeder an Sporttherapeuten, die mit Kraftsport und Ausdauertraining Bewegungsabläufe und Kondition des Patienten verbessern möchten. Auch Physiotherapeuten, Masseure und Ergotherapeuten fallen einem ein, wenn man an eine Rehabilitation denkt. Zudem darf der Arzt nicht fehlen, der die Fortschritte überwacht.

Über diese klassische medizinischen Berufe hinaus arbeiten aber auch Sozialarbeiter und Psychologen in einer Reha-Klinik. Während Sozialarbeiter die Patienten bei Anträgen unterstützen, zur Rente oder gestaffelten Wiedereingliederung in den Beruf beraten oder beim Ausfüllen von Formularen für Arbeitgeber und Rentenversicherung helfen, unterstützen Psychologen in der Rehabilitation die Patienten im Umgang mit ihrer aktuellen Situation. Seit Wochen oder Monaten nicht mehr arbeiten zu können, Zweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit zu haben und zu befürchten, dass man die täglichen Anforderungen nicht mehr schafft, kann das Leben eines Menschen sehr durcheinander bringen. Manche Patienten leiden vielleicht schon jahrelang an einer Depression, an Süchten oder Angststörungen. Diese kann man in der kurzen Zeit der Rehabilitation nicht vollständig therapieren, aber die Betroffenen beispielsweise an einen Psychotherapeuten oder eine psychotherapeutische Klinik verweisen, unterstützende Gespräche anbieten oder mit Ratschlägen und Verständnis weiterhelfen.

Aufgaben des Psychologen in einer Reha-Klinik

Jede Woche führe ich Entspannungstrainings durch, etwa mit autogenem Training, Progressiver Muskelentspannung oder Phantasiereisen. Diese solle den Patienten die Möglichkeit bieten, sie zu erholen, denn gerade die sportlichen Therapien können durchaus anstrengend sein, sodass eine Ruhepause willkommen ist. Darüber hinaus gehören Seminare zum psychologischen Angebot, etwa Seminare zum Thema Umgang mit Stress oder Schlafstörungen. Die Patienten sollen umfassend zu allem informiert werden, was sie gesund erhält und ihre Leistungsfähigkeit fördert.

Natürlich hat es nicht jeder Patient "nötig", psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Manche können mit ihrer Situation gut umgehen und setzen bereits intuitiv einiges von dem um, was in den psychologischen Seminaren vermittelt wird. Dennoch ist der Psychologe in vielen Kliniken fester Bestandteil und wertvolles Mitglied des therapeutischen Teams.