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Donnerstag, 14. Mai 2015

Wenn ein Paar sich nie streitet - sind Konflikte notwendig?

Wenn Paare nicht streiten gilt dies als komisch, nicht gesund oder zumindest suspekt. Streiten sei wichtig – so haben Sie es vielleicht schon oft gehört und gelesen. Aber stimmt das? Sind Konflikte und Streitigkeiten für Paare wichtig oder kann es auch eine Partnerschaft ohne Konflikte geben?

Warum Paare überhaupt streiten

Wenn sich zwei Menschen in einer Partnerschaft zusammentun, dann verbindet beide die gemeinsame Liebe. Verschiedene Wertvorstellungen, Wünsche, Interessen und Vorstellungen können beide aber trennen und zu Konflikten führen. Jeder hat eine individuelle Lebensgeschichte, verschiedene Vorlieben und aufgrund der eigenen Sozialisation andere Ansichten darüber, wie bestimmte Dinge sein sollten.

Kaum Streitigkeiten bei frisch Verliebten

Zunächst fallen diese Gegensätze in der Beziehung vielleicht nicht auf. In der Phase der Verliebtheit sind Unterschiede egal, man fokussiert auf die positiven Seiten des anderen und mögliche Konfliktthemen werden übergangen. Der Hirn-Botenstoff Dopamin, der bei Verliebten vermehrt ausgeschüttet wird, lässt ein Gefühl sorgenfreien Glücks entstehen. Streitigkeiten treten daher in der Anfangsphase der Beziehung – wenn überhaupt – nur bei sehr strittigen und für beide stark emotional besetzten Themen auf.

Konflikte nach längerem Zusammenleben in der Partnerschaft

Nach der Phase der Verliebtheit setzen Partner im übertragenen Sinne die rosa Brille ab. Es wird weniger Dopamin ausgeschüttet und der Rauschzustand des Verliebtseins schwindet. Dadurch kehren Sie wieder zu einer realistischen Sichtweise zurück, Probleme und Unstimmigkeiten oder störende Eigenschaften fallen mehr auf.

Gerade wenn Paare zusammenziehen, prallen vielleicht verschiedene Lebensstile oder unterschiedliche Tagesrhythmen, Sauberkeitsvorstellungen und Arten der Haushaltsführung aufeinander. Dies bietet viel Konfliktstoff.

Sollten Paare streiten?

Es ist grundsätzlich wichtig, dass jeder in einer Partnerschaft das, was ihn wirklich stört, auch anspricht. Dies bedeutet nicht, dass jede Kleinigkeit es wert ist, ausdiskutiert zu werden – manchmal geht es auch eher um Akzeptanz einer Eigenheit anstatt darum, diese zu ändern. Grundlegende Probleme, die immer wieder auftauchen, sollten aber nicht verschwiegen, sondern thematisiert werden.

Ob es Paaren nun gelingt, Konfliktthemen in Ruhe zu besprechen und daher eine friedliche Diskussion zu führen bzw. ohne Aufregung Argumente auszutauschen oder ob ein emotionaler Streit daraus wird, hängt im Wesentlichen vom Charakter der Beteiligten ab. Manche schaffen es nicht, ruhig zu bleiben, wenn sie etwas stört, andere sind von Emotionalität und Lautstärke abgeschreckt und bevorzugen eine intellektuelle Argumentation.




Was ist los, wenn Paare nie streiten?

Wenn sich ein Paar nie streitet, dann kann das daran liegen, dass beide Partner Konfliktthemen in Ruhe klären, sich sachlich austauschen und somit kein richtiger Streit entsteht. Dies ist eigentlich ein wünschenswerte Form der Auseinandersetzung, weil sie ohne böse Worte und emotionale Verletzungen auskommt.

Eine andere Ursache dafür, dass Paare sich nicht streiten, kann das Verschweigen von Problemen sein. Wenn jemand Störendes bewusst nicht anspricht und sich still vor sich hin ärgert, dann ist dies negativ, denn der Groll gegen den Partner wächst so insgeheim.

Eine hohe Ähnlichkeit verhindert Streit

Es gibt noch eine andere Ursache für fehlende Streitigkeiten in Beziehungen, nämlich dass beide Partner sich in hohem Maße ähnlich sind. Wenn beide die gleichen Wertvorstellungen haben, die Interessen sich im Wesentlichen ähneln und es ansonsten keine Themen gibt, bei denen Unterschiede auffallen, dann gibt es schlicht nichts, worüber das Paar streiten könnte. Dann leben beide in hoher Harmonie. Dies ist für manche vielleicht die Idealform einer Beziehung, es kommt jedoch eher selten vor.